aktuell 159.009 Weine und 24.645 Produzenten, davon 2.773 klassifizierte Produzenten.
Weltberühmtes Weingut im Bereich Sauternes (Graves, Bordeaux). Bei der Bordeaux-Klassifizierung 1855 erhielt das Château als einziges das Prädikat „Premieur Cru Classé Supérieur“ und ist damit das höchstklassifizierte Weingut im Bordelais. Das Schloss überragt auf einem 75 Meter hohen Berg die umliegenden Weinberge von Sauternes. Im Jahre 1993 wurde feierlich das 400-jährige Bestehen gefeiert. Während der englischen Herrschaft im Bordeaux im Zeitraum von 1152 bis 1453 war es in Besitz der englischen Krone und gehörte danach dem französischen König Karl VII. (1403-1461). Ein Jacques de Sauvage pachtete es im Jahre 1593 (was als Gründungsjahr gilt), von seinen Nachkommen wurde es dann im Jahre 1711 gekauft. Im Jahre 1785 heiratete der Comte Louis-Amédée de Lur-Saluces die junge François-Josephine, die letzte Erbin der Familie Sauvage d’Yquem, die als Mitgift Schloss und Weingut einbrachte (daher stammt auch der Name). Die folgenden zweihundert Jahre blieb es immer in Familien-Besitz und wurde in den 1990er-Jahren in eine AG umgewandelt. Seit 1999 sind 64% der Aktien in Besitz der Gruppe LVMH. Comte Alexandre de Lur-Saluces als letzter Nachkomme besitzt noch Anteile und war auch langjähriger Generaldirektor. 2004 kam es zu einer Trennung auf Grund von Differenzen mit dem Eigentümer, sein Nachfolger wurde Pierre Lurton.
Der damals als US-Botschafter in Frankreich amtierende und spätere US-Präsident Thomas Jefferson (1743-1826) besuchte 1787 das Gut und ließ nach einer Verkostung 30 Flaschen nach Amerika an seinen Freund George Washington (1732-1799) senden. Von der Adelsfamilie wurde die sehr aufwändige und kostspielige Weinherstellung entwickelt, kein anderes Gut verwendet dafür so viel Mühe. Wer nun tatsächlich der erste in Sauternes war, der einen edelsüßen Wein herstellte, darüber gibt es verschiedene Versionen. Jefferson kannte den Dessertwein in der heutigen Form sicher noch nicht, sondern er wurde damals noch in der Art des „Y“ erzeugt (siehe unten). Die Legende berichtet, dass ein Nachkomme der Familie 1847 verspätet von einer Russland-Reise zurückkehrte und nur noch durch Botrytis eingeschrumpfte, edelfaule Trauben vorgefunden hat. Er ordnete deshalb eine „späte Lese“ an. Eine andere Variante besagt, dass schon vorher der damalige deutsche Besitzer des Château La Tour Blanche mit der Erzeugung von edelsüßem Wein experimentiert hatte. Der erste Jahrgang des d’Yquem, wie man ihn heute kennt, war jedenfalls der 1847er. Der russische Großfürst Konstantin Nikolajewitsch (1827-1892) probierte den Wein 1859 und brachte ihn nach Russland, wo er unter „Yquem“ zum absoluten Modegetränk wurde.
Die heutige Rebfläche von 106 Hektar auf sandigem Kies- und Lehmboden ist zu 80% mit Sémillon und 20% Sauvignon Blanc bestockt. Die Qualitätskriterien sind äußerst streng, so gab es in den Jahren 1964, 1972, 1974 und 1992 überhaupt keine Produktion. Die Herstellung ist ungemein aufwändig. Jährlich werden etwa drei Hektar Rebfläche gerodet und erst nach dreijähriger Brache wieder neu angelegt. Es werden keine Pestizide verwendet und gedüngt wird nur alle drei bis vier Jahre mit Pferdemist. Im Sommer werden die Blätter der Traubenzone entfernt und damit die Beeren einem Maximum an Sonnenlicht ausgesetzt. Die Weinlese beginnt meist erst Mitte Oktober und zieht sich aufgrund der aufwändigen Praktik nicht selten bis in den Dezember hinein. Die Trauben werden von etwa 120 Erntehelfern sorgfältigst per Hand in zumindest sechs bis zu elf Tris (Durchgängen) geerntet. 1972 waren die 11 Tris auf 71 Tage verteilt, trotzdem gab es keinen Château d’Yquem. Oft werden aus einer Traube nur wenige edelfaule Beeren ausgelesen. Die Erntemenge ist auf maximal 9 hl/ha begrenuzt und liefert nur den Bruchteil einer normalen Weißweinlese. Ein Rebstock liefert nur ein Glas Wein, das ergibt etwa 1.000 Flaschen per Hektar. Jährlich werden nur etwa 80.000 Flaschen des süßen Château d’Yquem (und 20.000 des trockenen Weißweines „Y“) produziert.
Die Tages-Erntemengen (Journée) werden jeweils einzeln vergoren. Es erfolgt ein dreimaliges Pressen der Maische und der Most diese drei Vorgänge wird gemischt. Die Gärung erfolgt bei 20 °Celsius und dauert zwei bis sechs Wochen. Danach enthält der Wein 13 bis 14% vol Alkohol und 80 bis 120 g/l Restzucker. Er wird ohne Klärung in 100% neue Barrique-Fässer gegeben, die nur zu zwei Dritteln gefüllt werden. Alle drei Monate wird abgestochen und umgefüllt, wobei die Fässer nie ganz verspundet werden. Der Gesamt-Schwund beträgt 20%, deshalb erfolgt alle zwei Wochen ein Auffüllen. Es erfolgt ein mehrmaliges Schönen (grundsätzlich ohne Eiweiß), jedoch keine Filtration. Nach einem Ausbau von zumindest dreieinhalb bis vier Jahren erfolgt die Assemblage, wobei in der Regel 80% Sémillon und 20% Sauvignon Blanc verwendet wird. Jedes einzelne Fass wird geprüft und je nach Jahrgangs-Güte ein Teil (zumindest 10%) ausgeschieden und im Fass verkauft. Der üppig-süße Geschmack des Weines ist unvergleichlich, er duftet intensiv nach Honig, seine Farbe wandelt sich im Laufe der Jahre zu blassem Gold.
Ein Château d’Yquem erreicht frühestens erst nach sechs bis sieben Jahren seine Genussreife, aber die ganz großen Jahrgänge halten sich so gut wie ewig. Einer der berühmtesten Jahrgänge ist der 1811. Er wurde auch als „Napoleonwein“ (oder „Kometenwein“) bezeichnet, weil der französische Kaiser Napoleon (1769-1821) damals auf dem Gipfel seines Ruhms angelangt war. Im Juli 2011 wurde von der Antique Wine Company in London eine Flasche dieses Jahrgangs um 75.000 britische Pfund (etwa € 85.000) an den bekannten ehemaligen Sommelier Christian Vanneque verkauft. Dieser war im Jahre 1976 beim legendären Paris Wine Tasting dabei gewesen. Die Echtheit der Flasche wurde nach genauer Prüfung von Flaschenetikett und Kapsel vom Château selbst bestätigt. Mit diesem hohen Verkaufspreis ist dieser Wein der teuerste Weißwein der Welt.
Die herausragenden Jahrgänge sind 1784, 1811, 1814, 1825, 1847, 1921, 1929, 1937, 1945, 1959, 1967, 1970, 1971, 1975, 1976, 1980, 1981, 1982, 1983, 1984, 1985, 1986, 1987, 1989, 1990, 1991 und 1994. Viele davon sind aber noch gar nicht auf dem Höhepunkt. Der nach dem 20-Punktesystem bewertende bekannte Schweizer Degustator René Gabriel vergab für den Jahrgang 1937 sogar 21 Punkte und bezeichnete diesen als „Überwein“. Im Jahre 1998 fand übrigens in München eine vom berühmten deutschen Weinsammler Hardy Rodenstock (1941-2018) organisierte inzwischen legendäre und in einem Buch beschriebene Verkostung mit 125 verschiedenen zum Teil sehr alten Château d’Yquem-Jahrgängen statt. Seit dem Jahre 1959 wird auch ein trockener Weißwein aus nicht edelfaulen Trauben je zur Hälfte Sémillon und Sauvignon Blanc produziert, der den eigenwilligen Namen „Y“ (französisch Ygrec = Ypsilon) trägt. Dieser ist von der Geschmacksfülle und dem Alkoholgehalt ähnlich, hat aber nur eine ganz feine Spur Süße (und ist wesentlich billiger). Es wird aber kein Zweitwein produziert.
Bild: © Benjamin Zingg - Switzerland