Das Weingut liegt im äußersten Nordwesten des Bereiches
Saint-Émilion an der Grenze zu
Pomerol. Die Ursprünge liegen in römischer Zeit, in der sich hier ein Landgut namens „Figeacus“ befand. Der Besitz bestand das ganze Mittelalter hindurch und wechselte oftmals den Besitzer. Er gehörte nacheinander verschiedenen führenden Familien der Region. Im 17. Jahrhundert gelangte er in Eigentum der Familie Carle, deren Mitglied François de Carle von König
Ludwig XIV. (1638-1715) auf Lebenszeit zum Bürgermeister von Saint-Émilion ernannt wurde. Dessen Nachkomme Élie de Carle baute das Château Figeac aus und ließ auch das Schloss erneuern. Zu dieser Zeit umfasste der große Besitz insgesamt 250 Hektar Weinberge, Wälder und Weideland. Der Wein wurde an viele begüterte Kunden in ganz Europa geliefert. Nach seinem Tod verursachte der aufwändige Lebensstil seiner Witwe große wirtschaftliche Probleme. Nach und nach wurden Weinbergsteile verkauft, die entweder Weingütern zugeordnet wurden, oder die Basis für neue Weingüter waren. Das waren zum Beispiel
Château Beauregard und
Château La Conseillante in Pomerol, sowie
Château Cheval Blanc (1852),
Château La Marzelle,
Château La Tour Figeac (1879), zwei gleichnamige
Château La Tour-du-Pin-Figeac (1882) u.
Château Yon-Figeac in St-Émilion.
Das restliche Gut wechselte dann im 19. Jahrhundert mehrmals den Besitzer. Durch
Mehltau und
Reblaus verlor das Gut seinen führenden Rang. Im Jahre 1896 wurde es von André Villepigue erworben. Dessen Urenkel Thierry Manoncourt übernahm 1947 die Verantwortung und führte es wieder an die Spitze; inoffiziell wird es als nächstes Weingut der höchsten „Classé A“ gehandelt. Heute wird es von seinem Schwiegersohn Eric d’Aramon geleitet. Zum Anwesen gehört ein 13 Hektar großer Park. Es ist seit Beginn der Klassifikation im Jahre 1955 als „Premier Grand Cru Classé B“ klassifiziert. In beratender Funktion ist seit dem Jahre 2013 der bekannte Önologe Michel
Rolland (*1947) tätig.
Die Weinberge umfassen 40 Hektar Rebfläche auf bis sieben Meter dicken Kiesel-Ablagerungen. Dieser für den Bereich ungewöhnliche
Bodentyp hatte auf Basis von in den 1950er-Jahren erfolgten Analysen auch eine andere Bestockung mit ungewöhnlich hohen Anteilen von je 35% Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc, sowie nur 30% Merlot zur Folge. Deshalb ähnelt der fruchtige, farbkräftige Wein jenen aus dem
Médoc und wird auch als „Médoc-Wein von Saint-Émilion“ bezeichnet. Er wird bis 20 Monate in zu 100% neuen Barriques ausgebaut. Auf eine
Filtration wird komplett verzichtet. Der Zweitwein heißt „La Grange Neuve de Figeac“. Jährlich werden rund 160.000 Flaschen Wein produziert.