aktuell 159.010 Weine und 24.646 Produzenten, davon 2.773 klassifizierte Produzenten.
Das berühmte Weingut liegt in der Gemeinde Pessac (Vorort von Bordeaux) im Bereich Pessac-Léognan in Graves (Bordeaux). Der Ursprung geht auf Arnaud I. Pontac zurück, der ab 1496 als Exporteur von Wein und Reben aus dem Bordeaux ein Vermögen machte. Sein Sohn Jean de Pontac (1488-1589) errichtete 1550 den Nordflügel des Château. Im Jahre 1525 heiratete er Jeanne de Bellon, welche als Mitgift einen Teil des Weingutes Haut-Brion in die Ehe brachte. Seine einzige Schwester Marie heiratete einen Arnaud de Lestonnac, der 1540 das benachbarte Château La Mission Haut-Brion begründete. Aus den drei Ehen des Jean Pontac (die letzte ging er mit 76 Jahren ein) wurden fünfzehn Kinder geboren. Bei den nächsten zwei Pontac-Generationen gibt es nichts Erwähnenswertes bezüglich Weinbau. Durch Arnaud III. de Pontac (1599-1682) begannen die Weine von Haut-Brion auch in England bekannt zu werden. Er erkannte die Bedeutung des englischen Marktes und gilt als Begründer der Château-Weine, weil er als Erster im Bordeaux einen Wein unter dem Namen des Weingutes als „Haut-Brion“ vermarktete.
Eine weitere Marketing-Pioniertat war, dass er die zweiten Qualitäten aus seinen anderen Besitzungen unter dem Familiennamen „Pontac“ verkaufte, das war sozusagen die Geburtsstunde des heute in vielen Châteaux üblichen Zweitweins. Des Weiteren führt er neue Weinbereitungs-Techniken ein. Zu vermuten ist, dass er mit wesentlich längeren Maischestandzeiten arbeitete, denn die Haut-Brion-Weine wurden damals als wesentlich dunkler als andere Bordeaux-Weine beschrieben. Außerdem führte er den Ausbau in neuen Eichenfässern ein. Der berühmte Samuel Pepys (1633-1703) beschrieb den Wein 1663 in seinem Tagebuch: „Ich habe gerade einen französischen Wein namens Ho-Bryan (sic) probiert, welcher den besten und außergewöhnlichsten Geschmack hat, der mir jemals begegnet ist“. Er war auch am englischen Hof sehr beliebt, in den Kelleraufzeichnungen von Charles II. (1630-1685) werden den königlichen Gästen servierte „169 Flaschen von Hobriono“ erwähnt.
Arnaud Pontac schickte im Jahre 1666 seinen Sohn François Auguste Pontac (1636-1694) nach London, der in seinem Auftrag die später berühmte Taverne „Pontack’s Head“ hinter dem Old Bailey (Strafgerichtshof) gründete. Das Zielpublikum war die zahlungskräftige, aristokratische Gesellschaft, die dort zu erlesenen Speisen die ebenso erlesenen Weine des Château Haut-Brion genießen konnte. Das in seiner Art zu dieser Zeit außergewöhnliche Lokal war ein durchschlagender Erfolg und blieb über hundert Jahre in Betrieb. Nach dem Tode von François-Auguste erbte seine Schwester Thérèse zwei Dritteln des Weinguts. Das restliche Drittel ging in den Besitz von Louis-Arnaud Lecomte, dem Neffen von François-Auguste über. Thérèse erbte auch das Château de Pez in Saint-Estèphe. Im Jahre 1654 heiratete sie Jean-Denis d’Aulède de Lestonnac (????-1694), der zu dieser Zeit der Besitzer des berühmten Château Margaux war. Das war schon ein kleines Imperium erlesener Châteaux.
Ihr Sohn Marquis François-Delphin d’Aulède de Lestonnac (+1746) verwaltete gleichzeitig Margaux und Haut-Brion. Erbin war seine Schwester Catherine d’Aulède de Lestonnac, seit dem Jahre 1688 Witwe des Grafen François-Joseph de Fumel. Ihr Großneffe Joseph de Fumel (1720-1794) führte umfangreiche Verschönerungsarbeiten am Château durch und fügte eine Orangerie, ein Betriebsgebäude und einen großen Park hinzu. In den Wirren der Französischen Revolution wurde der Besitz enteignet und Joseph de Fumel verlor im Jahre 1794 neben seinem Besitz „wegen internationaler Umtriebe“ auch seinen Kopf unter der Guillotine. Im Jahre 1801 wurde das Gut vom Staatsmann Charles Maurice Talleyrand (1754-1838) erworben, dem Außenminister Napoleons (1769-1821). Er nutzte den prestigeträchtigen Besitz auch für diplomatische Zwecke, verkaufte es aber nach drei Jahren wieder. Im Zeitraum 1804 bis 1836 gehörte es einem Bankier und später einem Weinhändler. Schließlich ging es im Jahre 1836 bei einem öffentlichen Verkauf in Besitz des Pariser Bankiers Joseph-Eugène Larrieu (1777-1856).
Der neue Besitzer vergrößerte und konsolidierte das Weingut. Er erwarb im Jahre 1841 jenes Drittel, das im Zuge der Erbschaften 1694 abgetrennt worden war. Ihm vor allem wird der Verdienst zugeschrieben, dass es bei der Bordeaux-Klassifizierung des Jahres 1855 als „Premier Cru“ klassifiziert wurde. Es verblieb dann bis 1923 in Besitz der Familie Larrieu, gehörte dann einer Bank und danach einem André Gibert, bis es schließlich im Jahre 1935 vom US-Investmentbanker Clarence Dillon (1882-1979) um 2,3 Millionen Franc gekauft, weil er diesen Wein so schätzte. Sein Sohn Clarence Douglas Dillon (1909-2003) erwarb später weitere Weingüter. Ab 1979 wurde das Familienimperium Domaine Clarence Dillon von seiner Tochter Joan Dillon, einer Duchesse de Mouchy, geleitet. Ihr Nachfolger ist seit 2001 ihr Sohn Prinz Robert von Luxemburg. Das Weingut wird fachlich von der Familie Delmas geführt, aktuell von Jean-Philippe Delmas in dritter Generation.
In den 1960er-Jahren war Château Haut-Brion das erste Weingut im Bordeaux, das Gärtanks aus Edelstahl verwendete. Man legt extrem viel Wert auf die Selektion und Vermehrung der besten Rebstöcke. Es wird dabei auf Vielfalt gesetzt, im Rebbestand befinden sich etwa 400 verschiedene Klone. Die Weinberge umfassen insgesamt 46 Hektar Rebfläche, die Rebstöcke sind im Durchschnitt 40 Jahre alt. Der Boden besteht aus einem neun Meter tiefen Kiesgrund, was dem Wein seinen unverwechselbaren Charakter verleiht. Davon ist der weitaus überwiegende Teil, nämlich 43 Hektar mit den Rotweinsorten Cabernet Sauvignon (45%), Merlot (37%) und Cabernet Franc (18%) bestockt. Der Rotwein wird in Edelstahl nach Art des Hauses rasch und relativ warm vergärt. Danach wird er 18 bis 24 Monate in zu 100% neuen Barriques ausgebaut. Der extrem langlebige Wein ist über viele Jahrzehnte lagerfähig. Der englische Weinautor Hugh Johnson beschreibt den 1899er Impérial mit: „Der faszinierendste Bordeaux, der mir je auf die Zunge gekommen ist“. Unverwechselbar ist auch die Flaschenform des Hauses; gegenüber einer normalen Bordeauxflasche sind die Flaschen konisch (nach oben hin etwas dicker).
Die außergewöhnliche Sonderstellung des Château Haut-Brion zeigt sich daran, dass es als einziges der 61 im Jahre 1855 klassifizierten Châteaux nicht im Bereich Médoc liegt. Bei der 1959 erfolgten Klassifikation für Graves ist der Rotwein in der Liste der „Grands-Crus-Liste“ ebenfalls enthalten. Eine besondere Anedokte gibt es über fünf Flaschen des legendären Jahrganges 1811. Herausragende Jahrgänge der neueren Zeit sind 1971, 1975, 1978, 1979, 1982, 1983, 1985, 1986, 1988, 1989, 1990, 1991, 1993, 1994, 1995, 1996, 1997, 1999 und 2000. Diese zählen zu den teuersten Weinen der Welt. Der Jahrgang 1970 war beim legendären Paris Wine Tasting 1976 dabei. Der unverwechselbare Haut-Brion-Stil wird mit „optimale Eleganz und Harmonie mit exzellenten fruchtigen und erdigen Aromen“ beschrieben. Der Wein ist trotz der Langlebigkeit relativ früh genussreif. Die Tannine schwinden nach ein paar Jahren schneller als bei anderen Bordeaux-Weinen und es bildete sich eine cremige Note mit Tönen nach Pflaumen, Cassis und Tabak. Der Zweitwein heißt „Bahans Château Haut-Brion“. Drei Hektar sind mit den Sorten Sémillon und Sauvignon Blanc bestockt. Der langlebige Weißwein reift ebenfalls in neuen Barriques.
Bild: Von BillBl - originally posted to Flickr as Chateau Haut-Brion, CC BY 2.0, Link