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Frankreich Bordeaux
Médoc AOC
| Médoc AOC |
Médoc AOC - Beschreibung
Das Médoc (der Name bedeutet „mittleres Land“) ist eine dreiecksförmige Halbinsel im Département Gironde im Südwesten Frankreichs. Er liegt nordwestlich der Stadt Bordeaux zwischen dem durch Zusammenfluss von Garonne und Dordogne gebildeten Mündungstrichter Gironde und der Atlantikküste Côte d’Argent (Silberküste) am Golf von Biskaya. Der rund 70 Kilometer lange und 5 bis 12 Kilometer breite von vielen Weinbergen landschaftlich dominierte Streifen wird fallweise unterbrochen von Weideland, Gestrüpp und Poldern (Überschwemmungsgebiet).

Der Bereich ist in zwei regionale (Bas-Médoc und Haut-Médoc) und in sechs innerhalb von Haut-Medoc liegende kommunale Appellationen mit rund 16.000 Hektar Rebfläche gegliedert. Médoc ist wohl die berühmteste Appellation im Bordeaux und auch eines der bedeutendsten und besten Rotweingebiete Frankreichs und der Welt. Typisch sind die zahlreichen großartigen Châteaux, die diese Bezeichnung (als „Schloss“) auch aus architektonischer Hinsicht verdienen. Das ist aber kein Qualitätsmerkmal, denn es gibt auch Weingüter mit einfachen Gebäuden mit ausgezeichneten Weinen.
Historie
Der Weinbau kam erst relativ spät in dieses Gebiet. Im 17. Jahrhundert wurden unter Anleitung holländischer Damm- und Wasserbau-Spezialisten die Küsten begradigt, sumpfige Bodenflächen entwässert und Bäche reguliert. Deshalb hieß das Gebiet lange Zeit „La Petite Hollande“. Da es ja zu dieser Zeit noch keinen Weinbau in der Gegend gab, kauften die Holländer Weine aus dem „Bordeaux-Hinterland“, das als Haut-Pays und die Weine von dort als „Vin de Haut“ oder auf holländisch „Hooglansche Wijn“ bezeichnet wurden. Später wurden dann viele Rebflächen angelegt bzw. kleine Flächen erworben und zu größeren Gütern zusammengefasst, unter anderem von der berühmten Familie Ségur.
Klima & Boden
Médoc hat besonders gute Voraussetzungen für den Weinbau. Das sind das milde Klima, der an vielen Stellen vorhandene sehr karge und tiefe Kiesboden, der die Rebstöcke zwingt, ihre Wurzeln in die Tiefe zu treiben, sowie der gute Wasserabzug im Boden. Trotz der unmittelbaren Nähe zum Atlantik ist das Klima nicht feucht, denn die vielen Kieferwälder schirmen gegen Winde und Regen aus dem Westen hervorragend ab.
Bas-Médoc & Haut-Médoc
Médoc teilt sich in den nördlichen Bereich Bas-Médoc mit 5.600 Hektar und den südlichen Bereich Haut-Médoc mit 4.600 Hektar Rebfläche (ohne die sechs Gemeinden). Die Grenze verläuft bei Saint-Seurin-de-Cadourne nördlich der Gemeinde Saint-Estèphe. Haut-Médoc beginnt an der südlichen Gemeinde-Ecke von Blanquefort, die die nördliche Grenze zum Bereich Graves bildet. Beide Bereiche haben auch Anspruch auf eine eigene Appellation.
Sie unterscheiden sich durch recht unterschiedliche Bodentypen. In Haut-Médoc sind die Weine durch den kieshaltigen Boden etwas höher einzustufen und haben mehr Rasse und Finesse. Die sechs berühmten Gemeinden Margaux, Moulis, Listrac-Médoc, Pauillac, Saint-Estèphe und Saint-Julien bilden innerhalb Haut-Médoc eigene Appellationen.
Die Weine aus den anderen Gemeinden tragen die Herkunft „Haut-Médoc“, die Weine aus Bas-Médoc schlicht „Médoc“ oder selten „Bas-Médoc“. Sie werden aus den typischen Rebsorten im Bordeaux-Verschnitt hergestellt, wobei im Haut-Médoc eher Cabernet Sauvignon, im Bas-Médoc eher Merlot dominiert. Der Rebsortenmix unterscheidet sich aber vor allem dadurch, ob man sich am Rive droite (rechten Ufer) oder Rive gauche (linken Ufer) von Garonne/Dordogne bzw. Gironde befindet. Die weniger bedeutenden Weißweine werden vor allem aus Sauvignon Blanc gekeltert.
Bordeaux-Klassifizierung
Im Jahre 1855 erfolgte die berühmte Bordeaux-Klassifizierung (siehe dort im Detail). Aus insgesamt 4.000 Châteaux bzw. Rotweinen wurden nur 61 (Anzahl aus heutiger Sicht) für würdig befunden. Mit der einzigen Ausnahme des Château Haut-Brion aus dem Bereich Graves sind nur Châteaux aus dem Médoc enthalten. Die offizielle Präsentation erfolgte mit großem Pomp unter Anwesenheit von Kaiser Napoleon III. (1808-1873) am 18. April 1855.

Die Châteaux wurden in die fünf Klassen Premier, Deuxième, Troisième, Quatrième und Cinquième gruppiert. In der Liste ganz oben stand das Château Lafite-Rothschild. Ein Faksimile der handschriftlich erstellten Original-Dokumente:
Reihung der Châteaux
In einem Brief der Jury vom 16. September 1855 an die Handelskammer wurde bemerkt, dass es keine qualitative Reihung gäbe und Weine der gleichen Stufe seien ebenbürtig. Aber noch einen Monat vorher wurde das Gegenteil behauptet. Gegen die „Gleichheit“ spricht auch, dass die Châteaux/Weine weder nach Gemeinden noch alphabetisch geordnet wurden. Angeblich entsprach die Reihung dem langfristig erzielten Durchschnittspeis. Der einfache Grund war wohl, dass man niemand verärgern und endlose Streitereien und Proteste verhindern wollte.
Hinweis auf dem Etikett
Die Klasse ist heute auf dem Etikett selten enthalten, sondern oft nur „Grand Cru Classé en 1855“ angegeben. Die weniger renommierten Deuxièmes weisen aber sehr wohl darauf hin. Auch Baron Philippe de Rothschild ließ es sich 1973 nicht nehmen, die Erhöhung von Château Mouton-Rothschild in den ersten Rang mit dem berühmten Zitat „Premier je suis, Second je fus, Mouton ne change“ (Erster bin ich, Zweiter war ich, Mouton ändert sich nicht) auf dem von Pablo Picasso (1881-1973) gestalteten Etikett zu dokumentieren. Vor allem die „nur“ als vierte und fünfte Crus klassifizierten Châteaux lassen das in der Regel ganz bewusst weg, um nicht ihren „niedrigen“ Rang zu offensichtlich zu machen.

Änderungen des Ranges gegenüber 1855
Bis heute gab es erstaunlicherweise nur zwei Änderungen bezüglich des Ranges. Die bekannteste ist die Umreihung des Château Mouton-Rothschild. Nach jahrzehntelangem Kampf von Philippe de Rothschild (1902-1988) wurde es vom zweiten in den ersten Rang umgereiht. Die offizielle Urkunde wurde übrigens vom damaligen Landwirtschaftsminister und späteren Präsidenten Jacques Chirac (1932-2019) unterschrieben. Weiters wurde entschieden, dass die Nennung der nunmehr fünf Premier Crus keine Rangfolge darstellt, sondern nach dem Alphabet erfolgt. Allerdings mit einer Ausnahme: Château Haut-Brion wird als einziges Nicht-Médoc-Weingut stets an letzter Stelle genannt.

Die weniger bekannte Änderung ist die vom „vergessenen“ Château Cantemerle. Die Weine wurden fast ausschließlich nach Holland exportiert und waren in Frankreich kaum bekannt. Dieses Gut war auf der im April veröffentlichten Liste gar nicht enthalten und wurde erst im Dezember nachträglich am Ende hinzugefügt. Das ist durch die wesentlich kleinere Schrift und eine andere Schriftart leicht zu erkennen (Pfeil). Man wollte die Reihung nicht durcheinander bringen.
Änderungen Rebflächen & Château-Namen
Gegenüber 1855 gab es aber bis heute andere zum Teil beträchtliche Änderungen. Die meisten Châteaux haben sich im Laufe der Zeit von der Rebflächenbestockung und von der Größe her beträchtlich geändert. Im Gegensatz zur Klassifizierung in Saint-Émilion können sich die Grenzen der Médoc-Weingüter verändern, ohne dass dies einen Einfluss auf die Klassifizierung bzw. Rangstufe hat. Als einzige Vorgabe gilt, dass sich die Flächen innerhalb der Appellation befinden müssen. Es zählt also das Renommee des Weinguts und nicht die Qualität der Lage. Der Châteauname gilt als unveränderliches Qualitätsmerkmal. Diese Kontinuität trifft aber bei den meisten Châteaux tatsächlich zu. Heute beginnen alle Namen der Weingüter mit „Châteaux“, was 1855 noch nicht der Fall war. Es gab auch einige Namensänderungen.
Anzahl der Châteaux - 59 oder 61
Über die Anzahl von „61 Châteaux“ gibt es manchmal Unklarheiten, denn in der Originalliste von 1855 stehen nur 59 Namen. Der Grund sind Besitzteilungen und die Auflassung eines Gutes. Das ehemalige Chateau Léoville war zwar schon 1826 dreigeteilt worden, wurde aber als ein Weingut bewertet. Die zwei Châteaux Pichon-Longueville und Batailley wurden erst nach 1855 zweigeteilt, sie sind also jeweils nur einmal enthalten. Und das Château Dubignon gibt es nicht mehr, die Rebflächen wanderten zu Château Malescot Saint-Exupéry, Château Margaux und Château Palmer.
Rangliste der 61 Châteaux (60 Médoc, 1 Graves)
Lediglich zwei der im Jahre 1855 klassifizierten Weingüter befinden sich heute noch im Besitz derselben Familie wie damals, das sind Château Langoa-Barton und Château Mouton-Rothschild. Die 61 Châteaux umfassen heute rund 3.000 Hektar Rebfläche mit etwa 20% der Médoc-Produktion. Die fünf Premier Grand Cru Classé-Châteaux sind „Nationales Kulturgut“ und dürfen nicht an Ausländer, sondern nur an Franzosen verkauft werden.

In der Spalte „R“ ist die Reihenfolge in der Originalliste und unter „Name 1855“ die damaligen Namen angegeben:
Château (heutiger Name) |
R |
Name im Jahr 1855 |
Gemeinde |
Premier Grand Cru Classé (5) |
|||
| Château Lafite-Rothschild | 1 | Lafite | Pauillac |
| Château Latour | 3 | Latour | Pauillac |
| Château Margaux | 2 | Margaux | Margaux |
| Château Mouton-Rothschild | - | Mouton - war 1. bei Deuxième, 1973 hochgereiht | Pauillac |
| Château Haut-Brion | 4 | Haut Brion - einziges Weingut außerhalb Médoc | Pessac-Léognan |
Deuxième Grand Cru Classé (14) |
|||
| Château Brane-Cantenac | 8 | Brane-Cantenac | Cantenac-Margaux |
| Château Cos d’Estournel | 11 | Cos Destournel | Saint-Estèphe |
| Château Ducru-Beaucaillou | 10 | Ducru Beau Caillou | Saint-Julien |
| Château Durfort-Vivens | 5 | Durfort | Margaux |
| Château Gruaud-Larose | 6 | Gruaud-Laroze | Saint-Julien |
| Château Lascombes | 7 | Lascombe | Margaux |
| Château Léoville-Barton | 4 | Léoville - mit Las-Cases und Poyferré bewertet | Saint-Julien |
| Château Léoville-Las-Cases | 4 | Léoville - mit Barton und Poyferré bewertet | Saint-Julien |
| Château Léoville-Poyferré | 4 | Léoville - mit Barton und Las-Cases bewertet | Saint-Julien |
| Château Montrose | 12 | Montrose | Saint-Estèphe |
| Château Pichon-Longueville Baron | 9 | Pichon Longueville - war mit Comtesse 1 Weingut | Pauillac |
| Château Pichon-Longueville Comtesse | 9 | Pichon Longueville - war mit Baron 1 Weingut | Pauillac |
| Château Rauzan-Gassies | 3 | Rauzan-Gassies | Margaux |
| Château Rauzan-Ségla | 2 | Rauzan-Ségla | Margaux |
Troisième Grand Cru Classé (14) |
|||
| Château Boyd-Cantenac | 7 | Boyd-Cantenac | Cantenac-Margaux |
| Château Calon-Ségur | 12 | Calon | Saint-Estèphe |
| Château Cantenac Brown | 7 | Cantenac Brown | Cantenac-Margaux |
| Château d’Issan | 2 | d’Issan | Margaux |
| Château Desmirail | 10 | Desmirail | Margaux |
| Château Ferrière | 13 | Ferrière | Margaux |
| Château Giscours | 5 | Giscours | Labarde-Margaux |
| Château Kirwan | 1 | Kirwan | Cantenac-Margaux |
| Château Lagrange | 3 | Lagrange | Saint-Julien |
| Château La Lagune | 9 | Lalagune | Ludon |
| Château Langoa-Barton | 4 | Langoa | Saint-Julien |
| Château Malescot Saint-Exupéry | 6 | Saint-Exupéry | Margaux |
| Château Marquis d’Alesme-Becker | 14 | Becker | Soussans-Margaux |
| Château Palmer | 8 | Palmer | Margaux |
| existiert nicht mehr; Rebflächen aufgeteilt | 11 | Dubignon | Margaux |
Quatrième Grand Cru Classé (10) |
|||
| Château Beychevelle | 9 | Ch. de Beychevele | Saint-Julien |
| Château Branaire-Ducru | 4 | Branaire | Saint-Julien |
| Château Duhart-Milon-Rothschild | 5 | Duhart | Pauillac |
| Château La Tour-Carnet | 7 | Carnet | Saint-Laurent |
| Château Lafon-Rochet | 8 | Rochet | Saint-Estèphe |
| Château Marquis-de-Terme | 11 | Marquis de Termes | Margaux |
| Château Pouget | 6 | Pouget-Lassale | Cantenac-Margaux |
| Château Prieuré-Lichine | 10 | Le Prieuré | Cantenac-Margaux |
| Château Saint-Pierre | 1 | Saint-Pierre | Saint-Julien |
| Château Talbot | 2 | Talbot | Saint-Julien |
Cinquième Grand Cru Classé (18) |
|||
| Château Batailley | 2 | Batailley - war mit Haut-Batailley 1 Weingut | Pauillac |
| Château Belgrave | 12 | Coutenceau | Saint-Laurent |
| Château Cantemerle | 17 | Cantemerle - letzter Platz, nachträglich eingefügt | Macau |
| Château Clerc Milon | 15 | Clerc Milon | Pauillac |
| Château Cos Labory | 14 | Cos Labory | Saint-Estèphe |
| Château Croizet-Bages | 16 | Croizet-Bages | Pauillac |
| Château d’Armailhac | 8 | Darmailhac | Pauillac |
| Château Dauzac | 7 | Dauzac | Labarde-Margaux |
| Château de Camensac | 13 | Camensac | Saint-Laurent |
| Château du Tertre | 9 | La Tertre | Arsac-Margaux |
| Château Grand-Puy Ducasse | 4 | Artigues-Arnaud | Pauillac |
| Château Grand-Puy-Lacoste | 3 | Grand Puy | Pauillac |
| Château Haut-Bages-Libéral | 10 | Haut Bages | Pauillac |
| Château Haut-Batailley | 2 | Batailley - war mit Batailley 1 Weingut | Pauillac |
| Château Lynch-Bages | 5 | Lynch | Pauillac |
| Château Lynch-Moussas | 6 | Lynch Moussas | Pauillac |
| Château Pédesclaux | 11 | Pédesclaux | Pauillac |
| Château Pontet-Canet | 1 | Canet | Pauillac |
Super-Seconds
Damit werden jene Deuxièmes-Châteaux bezeichnet, die auf Grund überragender Weinqualitäten nahe oder auf Premier-Cru-Niveau sind. Bei eventueller neuer Klassifizierung würden diese ganz vorne landen. Folgende werden häufig genannt: Cos-d’Estournel, Ducru-Beaucaillou, Gruaud-Larose, Léoville-Las-Cases, Montrose, Pichon-Longueville Comtesse, Pichon-Longueville Baron und Rauzan-Ségla. Nach Expertenmeinung würden Château Grand-Puy-Lacoste und Château Lynch-Bages (5. Rang), sowie das Château Palmer (3. Rang) den 2. Rang verdienen.
Weiterführende Informationen
In Frankreich gibt es eine verwirrende Vielfalt von Klassifizierungs-Systemen für Weine, Weingüter und Appellationen. Das ist sogar innerhalb einer Region wie im Bordeaux der Fall. Neben Médoc sind das jene von Graves, Saint-Émilion und Sauternes. Ein durchgängiges System gibt es im Burgund. Siehe auch unter Grand Cru und Qualitätssystem.
Karte: Von Domenico-de-ga aus der Wikipedia, CC BY-SA 3.0, Link
Veränderungen vom Original durch Norbert F. J. Tischelmayer 2017
Faksimile Bordeaux-Klassifikation: six amis
Napoleon III: von Adolphe Yvon - Walters Art Museum, Gemeinfrei, Link
Aktuell verkostete Weine 89
Château La Tour de By
— Bordeaux
2019 Médoc AOC
21.60 €
Château Bournac
— Bordeaux
2016 Médoc AOC Cru Bourgeois
14.00 €
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