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Anbaugebiete in Wien 3 Anbaugebiete

Wien - Beschreibung

Die Hauptstadt von Österreich ist zugleich eines der neun Bundesländer und mit rund 1,9 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste und mit 415 Quadratkilometer die größte Stadt des Landes. Bis 1986 war Wien auch die Hauptstadt des größten Bundeslandes Niederösterreich, dann wurde es von St. Pölten abgelöst. Die Stadt wird von Norden nach Südosten in einer Länge von über 20 Kilometer von der Donau durchflossen, an deren Ufern auch andere Weinbaugebiete des Landes liegen. Mit knapp 600 Hektar Rebfläche ist Wien weltweit die Stadt mit der größten Weinproduktion.

Heurigenlokale in Wien

Dass Wien und Wein untrennbar miteinander verbunden sind, wird auch dadurch manifestiert, dass sich die beiden Wörter aus denselben Buchstaben bilden. Im Mittelalter wurde in deutschen Mundarten (z. B. im Niederrheinischen) die Stadt mit „Weyn“ bezeichnet. Der bekannte Weinautor Hugh Johnson (von dem das Wortspiel stammt) schreibt, dass keine Stadt so voller Weinseligkeit wie Wien ist. Der Wiener Heurige ist weltweit bekannt und viele Gäste kommen (auch) deshalb nach Wien. In den 180 Heurigen-Betrieben hat sich auch der glasweise Verkauf von hochwertigen Flaschenweinen etabliert. Heurige gibt es u. a. in Döbling (mit Grinzing, Heiligenstadt, Neustift am Walde, Nußdorf, Sievering), Mauer, Oberlaa, Stammersdorf und Strebersdorf.

Wien - Stephansdom und Heuriger

Geschichte des Wiener Weinbaus

Der Wiener Weinbau hat eine zweieinhalbtausendjährige Geschichte und ist zumindest so alt wie die Stadt selbst, als diese noch eine kleine Ansiedlung war. Schon die Kelten und vor ihnen die Illyrer hatten 500 v. Chr. auf diesem Gebiet, das sie „Vedunia“ nannten, schon vor den Römern Weinbau betrieben, was viele Funde wie Weinfässer, Pressvorrichtungen und Weintraubenkerne beweisen. Unter anderem auch an den beiden Weinbergen Bisamberg und Nußberg, wo noch heute viele Weingärten angelegt sind. Als Kaiser Marcus Aurelius Probus (232-282) das von Kaiser Domitian (51-96) erlassene Verbot aufhob, Weinreben außerhalb Italiens anzupflanzen, begannen die Legionäre in „Vindobona“ Weinbau zu betreiben und römische Methoden anzuwenden. Das Bild rechts unten zeigt den Kaiser, wie er den Stamm der Noriker (Noricum = keltisches Königreich) im Weinbau unterrichtet. Die heutige Großstadt mit über 400 km² Fläche ist buchstäblich auf Weingärten erbaut.

Noch im späten Mittelalter waren die größten Teile der heutigen 23 Wiener Gemeindebezirke voll von vielen Weinbergen, auch im heutigen Kernbereich der Stadt innerhalb des sogenannten „Gürtels“, einer die Gemeindebezirke Innere Stadt (1) bis Alsergrund (9) umschließenden Hauptverkehrsader. Es gibt Urkunden, die Weinberge in den heutigen Stadtteilen bzw. Bezirken Stadtpark, Minoritenplatz, Rennweg, Alserbach, Alsegg, Matzleinsdorf, Linke Wienzeile, Weißgerberlände, Landstraße, Wieden und Mariahilf bezeugen. Das ganze Mittelalter hindurch war der Weinbau in Wien eine der Haupterwerbs-Quellen und viele Wiener lebten direkt und indirekt davon. Schon im frühen Mittelalter galt das Gastwirtgewerbe als einträgliches Geschäft und es sind Weinschenken-Namen aus dem 14. Jahrhundert urkundlich nachgewiesen. Das Bild links zeigt einen Weingarten auf dem Glacis im Jahre 1547, einer Freifläche vor den Stadtmauern vor der Löwelbastei (heute ungefähr Platz der Universität Wien).

Wien - Weingarten bei der Löwelbastei und Kaiser Probus

Dem heutigen „Stubenviertel“ im 1. Bezirk gaben die vielen Weinstuben und Gastgärten in dieser Gegend den Namen. Es gab Verordnungen, wer mit welchen Auflagen Wein ausschenken und verkaufen durfte mit Schutzmaßnahmen gegen Zechpreller und Raufbolde. Denn das „Saufen und Raufen“ war auch ein Teil der damaligen Wiener Lebensart. Darüber gibt die Epistel Sauffnarr vom berühmten Prediger Abraham a Sancta Clara (1644-1709) beredt Auskunft. Zum Schutz des Weines wurden strenge Gesetze erlassen. Eine starke Konkurrenz entstand durch Bier und Herzog Albrecht V. (1397-1439) verbot 1430 den öffentlichen Ausschank, wan daraus der Stadt und unseren Burgern, die Weinwachs haben, großer Schaden gehen mag.

Ab Mitte des 14. Jahrhunderts begann der Export zu blühen und der Wiener Wein wurde in das Heilige Römische Reich (Deutschland), nach Polen und nach Böhmen verkauft. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wuchsen die Weingärten in Wien und Umgebung rasant und verdrängten fast vollständig den Ackerbau. Deshalb wurde 1426 von Herzog Albrecht V. das Anlegen neuer Weingärten verboten, um die Ernährung der Stadt zu sichern. Kaiser Ferdinand I. (1503-1564) bezeichnete den Wein in einem Stadtrecht als erste Nahrung der Stadt Wien. Das Weinbuch des Geistlichen Johann Rasch (1540-1612) beschreibt ausführlich den Weinbau, die Weine, die Weingartenbearbeitung, die Kellereitechniken und auch die Trinkkultur in dieser Zeit.

Kaiser Ferdinand III. (1608-1657) finanzierte mit Wein die Verteidigung Wiens gegen die Belagerung der Schweden im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), indem er 1639 eine Weinsteuer in der Höhe eines Groschens pro gelagertem Eimer Wein einführte. Es gelang erfolgreich, die Schweden abzuwehren. Die gefangenen Schweden erhielten als Spott ein Glas des besteuerten Weines, der als „Schwedenwein“ bezeichnet wurde. Die besten Weine lagerten im dreigeschossigen k.k. Hofkeller tief unter der Burg. Der damalige Kaiser Leopold I. (1640-1705) beauftragte den Bau eines Riesenfasses mit einem Volumen von 5.050 Eimern, das waren 285.000 Liter Wein. Eine Weingeschichte Wiens ohne die Erwähnung des berühmten Bänkelsängers Lieber Augustin (lebte im 17. Jahrhundert) wäre unvollständig. Berichtenswert ist das Jahr 1443, in dem der Wein so extrem sauer war, dass angeblich sogar die Reifen der Fässer angegriffen wurden. Im Wiener Volksmund, der es immer schon treffend verstanden hat, „Dinge auf den Punkt zu bringen“, wurde deshalb die Bezeichnung Reifbeißer kreiert.

Wien - topographische Karte

Der Weinbau in Wien heute

Wien ist sowohl ein generisches wie auch spezifisches Weinbaugebiet. Mit den Bundesländern Niederösterreich und Burgenland bildet es die Weinbauregion Weinland. Rund 500 Winzer betreiben vore allem im Westen und Norden der Stadt Weinbau. Weingärten gibt es in 9 der 23 Wiener Bezirke. Der Großteil der 145 Rieden bzw. Weingärten liegen im 19. Bezirk Döbling (86 mit über 300 Hektar), im 21. Bezirk Floridsdorf (33) und im 23. Bezirk Liesing (11). Es gibt fünf Großlagen (die alle im Detail in eigenen Stichwörtern beschrieben sind), sowie auch weitere Rebflächen. Die Großlagen sind :

  • Bisamberg-Wien (1) - 21. Floridsdorf mit Katastralgemeinden Groß-Jedlersdorf, Stammersdorf, Strebersdorf
  • Kahlenberg (3) - 19. Döbling mit Katastralgemeinden Kahlenbergerdorf, Josefsdorf
  • Laaerberg (8) - 10. Favoriten mit Katastralgemeinde Oberlaa Stadt
  • Maurerberg (9) - bis 2018 Georgenberg - 23. Liesing mit Katastralgemeinden Liesing, Mauer, Kalksburg, Rodaun
  • Nußberg (2) - 19. Döbling mit Katastralgemeinden Nußdorf, Heiligenstadt

Wien - Döbling mit Großlagen und Rieden

Darüber hinaus gibt es weitere Rebflächen in den Bezirken, Katastralgemeinden und Rieden:

  • 01. Innere Stadt - Schwarzenbergplatz im Vorgarten eines Ringstraßen-Palais (siehe weiter unten)
  • 13. Hietzing - Schloss Schönbrunn mit Rieden Gloriette und Liesenpfennig, Speising mit Riede Bergheiden
  • 16. Ottakring (7) - Ottakring mit Rieden Liebhart-Sommerleiten, Rosengartl, Wilhelminenberg
  • 17. Hernals (6) - Dornbach mit Rieden Alsegg, Heuberg
  • 18. Währing (5) - Pötzleinsdorf mit Riede Öllern
  • 19. Döbling (4) - Grinzing, Neustift am Walde, Obersievering, Untersievering, Salmannsdorf 
  • 22. Donaustadt - Breitenlee mit Riede Stadlbreiten, Süßenbrunn mit Riede Süßenbrunn

Mögliche Herkunftsangaben sind Riede (z. B. Alsegg, Preußen, Reisenberg, Rosengartl), Großlage (z. B. Bisamberg, Nußberg), Katastralgemeinde (z. B. Grinzing, Neustift a. W., Stammersdorf) oder Bezirk (z. B. Donaustadt, Hernals, Ottakring).

Ein 2015 wirksam gewordenes Landesgesetz schreibt nun vor, dass die Wiener Rebflächen zwingend bewirtschaftet werden müssen; damit stehen diese sozusagen unter Denkmalschutz. Alle Bewirtschafter bzw. Grundstückseigentümer von Wiener Rebflächen sind zu einer weinbaulichen Nutzung verpflichtet. Selbst Flächen, die nach Inkrafttreten des Gesetzes gerodet wurden, müssen spätestens nach acht Jahren wieder bepflanzt werden. Dafür hatten sich die Winzer der Vereinigung WienWein eingesetzt. Wiens Weingärten waren nämlich in der Vergangenheit stets durch Immobilien-Spekulationen bedroht, denn bestehende Raumordnungs- und Bebauungspläne boten zu wenig Schutz. Mit dem Gesetz wurde das beendet.

Rebflächen Schwarzenbergplatz und Schloss Schönbrunn

Eine Kuriosität ist der mit nur 75 Rebstöcken auf rund 170 m² kleinste Weingarten Wiens in einem Vorgarten des Ringstraßen-Palais „Wiener von Welten“ im Ringstraßenstil am Schwarzenbergplatz 2 im 1. Gemeindebezirk. Er wurde um das Jahr 1900 von einem aus Siebenbürgen stammenden Hausmeister gepflanzt. Jeden Herbst werden vom Wiener Bürgermeister medienwirksam die ersten Weintrauben geerntet. Die Vinifikation erfolgt durch das Weingut Mayer am Pfarrplatz im 19. Gemeindebezirk Döbling. Die Ernte ergibt etwa 50 bis 60 Flaschen Wiener Gemischter Satz (mit dem Hauptanteil der Sorte Grüner Veltliner), die dann im Dezember anlässlich der humanitären Aktion „Licht ins Dunkel“ versteigert werden. Auch im barocken Garten der weltbekannten ehemaligen Kaiserresidenz Schloss Schönbrunn gibt es einen kleinen Weingarten namens Liesenpfennig.

Wien - Weingarten am Schwarzenbergplatz

Rebsortenspiegel

Im Jahre 2023 umfassten die Weingärten insgesamt 582 Hektar Rebfläche. Gegenüber 2016 mit 637 Hektar gab es eine Reduktion um 55 Hektar (8,6%). Der Anteil der Weißweinsorten ist 81% und der Rotweinsorten 19%. Der berühmte Wiener Gemischte Satz (weiße Sorten) liegt an der Spitze, gefolgt von Grüner Veltliner, Riesling und Zweigelt.

Rebsorte
österreichischer
Hauptname

in Österreich
zulässige Synonyme

Farbe

 HA
2023

  %
2023

 HA
2016

  %
2016

Gemischter Satz - weiß 228 39 179 28
Grüner Veltliner Weißgipfler weiß 94 16 137 21,5
Weißer Riesling Riesling, Rheinriesling weiß 46,2 7,9 60 9,4
Zweigelt Blauer Zweigelt, Rotburger rot 32,6 5,6 42 6,5
Weißer Burgunder Pinot Blanc, Klevner weiß 26,3 4,5 43 6,7
Chardonnay Morillon - in Wien nicht verwendet weiß 24,5 4,2 30 74,6
Blauer Burgunder Pinot Noir, Blauer Spätburgunder rot 19 3,3 19 2,9
Merlot   rot 10,1 1,7 10 1,6
Welschriesling - weiß 9,9 1,7 19 2,9
Muskateller Gelber M., Roter M. / Muscat Blanc weiß 8.8 1,5 10 1,5
Sauvignon Blanc Muskat-Sylvaner weiß 8,2 1,4 11 1,8
Cabernet Sauvignon - rot 7,2 1,2 9,2 1,4
Müller-Thurgau Rivaner weiß 6,3 1,1 12 1,8
Blauburger - rot 5,7 1 8 1,2
Traminer Gewürztraminer, Roter T., Gelber T. weiß 5,7 1 7 1,1
St. Laurent - rot 5,4 0,9 8 1,3
Blaufränkisch - rot 3,5 0,6 3,5 0,5
Grauer Burgunder Pinot Gris, Ruländer weiß 3 0,5 4,5 0,7
Blauer Portugieser - rot 2,7 0,5 4,9 0,8
Cabernet Franc - rot 2,6 0,5 1,0 0,2
Neuburger - weiß 2,4 0,4 5,5 0,9
Roesler   rot 2 0,3 2 0,3
Frühroter Veltliner - weiß 1,4 0,2 2,6 0,4
Syrah Shiraz rot 1,3 0,2 0,8 0,1
Bouvier - weiß 1 0,2 1,6 0,3
Roter Veltliner - weiß 0,8 0,1 1,1 0,2
Sylvaner Grüner Sylvaner weiß 0,5 0,1 1,2 0,2
Muskat-Ottonel - weiß 0,5 0,1 1,2 0,2
Muscaris - weiß 0,3 - - -
Zierfandler Spätrot weiß 0,2 - 0,6 0,1
Rotgipfler - weiß 0,2 - 0,4 0,1
Furmint - weiß 0,2 - - -
Scheurebe Sämling 88 weiß 0,1 - 0,4 0,1
Goldburger - weiß 0,1 - 0,3 -
Rathay - rot 0,1 - 0,1 -
Souvignier Gris - weiß 0,1 - - -
restliche Sorten - weiß/rot 16,3 2,8 3,4 0,5

WEISSE SORTEN

471

81

529

83

ROTE SORTEN

111

19

108

17

GESAMT

582

637

 

DAC-System „Wiener Gemischter Satz“

Der typische Wiener Heurigenwein ist der Gemischte Satz, bei dem nach alter Tradition verschiedene Rebsorten im Weingarten gemischt angepflanzt sind und gemeinsam geerntet und verarbeitet werden. Der „Wiener Gemischte Satz“ wurde im Jahre 2009 vom Verein Slow Food als „Passagier“ der „Arche des Geschmacks“ aufgenommen. Er gehört damit zu den Lebensmitteln, die vor der großen Gefährdung durch industrielle Landwirtschaft und Nahrungsmittel-Industrie streng geschützt und für zukünftige Generationen erhalten werden sollen. Seit Jahrgang 2013 gibt es den herkunftskontrollierten Wiener Gemischter Satz DAC.

Im Gegensatz zu den anderen Weinbaugebieten dürfen alle Wiener Qualitätsweine weiterhin als „Wiener Wein“ vermarktet werden (Nicht-DAC-Qualitätsweine aus dem Weinviertel dürfen zum Beispiel als Herkunft nur mit dem generischen Weinbaugebiet Niederösterreich vermarktet werden). Ein Gemischter Satz, welcher nicht den angeführten Bestimmungen entspricht, muss als Landwein mit der Herkunftsbezeichnung Weinland in den Verkehr gebracht werden.

Produzenten

Bekannte Wiener Weinproduzenten mit oft auch einem angeschlossenen Heurigenbetrieb sind Bernreiter Peter, Christ Rainer, Cobenzl, Edlmoser Michael, Fuhrgassl-Huber, Göbel Hans-Peter, Hajszan-Neumann, Helm Robert, Hengl-Haselbrunner, Hofer Wolfgang, Kattus, Langes Irene, Lentner Karl, Mayer am Pfarrplatz, Mayer Vitikultur, Nössing Manuel, Pfaffl Roman, Reinprecht Hugo, Rotes Haus, Schilling Herbert, Stift Klosterneuburg, Wieninger, Winzerhof Leopold und Zahel. Bekannte Winzervereinigungen sind Traditionsweingüter ÖsterreichVienna Classic und WienWein.

Stephansdom: Von Bwag - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link
Heuriger: Von Otto Domes - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link 
Weingarten Glacis und Probus: Geschichte Wien WIKI 
Karten Wien und Döbling: © ÖWM - bearbeitet von Norbert F. J. Tischelmayer
Schwarzenbergplatz: Von GuentherZ - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

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