Historisches Weingut im deutschen Anbaugebiet
Franken in der Stadt
Würzburg mit dem vollen Namen „Bürgerspital zum Heiligen Geist“. Der Würzburger Patrizier Johannes von Steren (1270-1329) stellte ein Anwesen am heutigen Standort für die Aufnahme von pflegebedürftigen Menschen zur Verfügung und begründete damit die Stiftung. Die offizielle Gründung des „Neuen Spitals“ (später umbenannt in „Bürgerspital“) erfolgte im Jahre 1316, was dann von Papst Johannes XXII. (1244-1334) 1320 urkundlich bestätigt wurde. Die Stifterfamilie verpfändete als Sicherstellung dafür 13
Morgen Weinberge. Heute ist das Weingut in Besitz der „Stiftung des öffentlichen Rechts“ und wird von Robert Haller als Verwalter geleitet. Als Kellermeister ist Elmar Nun, als Önologe Karl Brand verantwortlich.
Über die Jahrhunderte wuchs es auf die heutige Größe an. Die Weinberge umfassen 120 Hektar Rebfläche, von denen rund 100 im Ertrag stehen. Diese befinden sich zu 80% innerhalb der Würzburger Stadtgrenze in den Einzellagen
Abtsleite,
Innere Leiste,
Pfaffenberg und
Stein mit der Stein-Harfe im Alleinbesitz. Weitere Anteile gibt es u. a. in den Einzellagen
Marsberg,
Pfülben und
Teufelskeller (Randersacker), Sonnenschein (Veitshöchheim),
Scharlachberg (Thüngersheim), sowie
Kapellenberg (Frickenhausen).
Unüblich für das Anbaugebiet Franken ist der Riesling mit knapp einem Drittel die häufigste Sorte (30 ha), gefolgt von Silvaner (27 ha), Müller-Thurgau (10 ha), Bacchus, Weißburgunder, Spätburgunder, Grauburgunder, Rieslaner, Domina, Gewürztraminer, Scheurebe und Blaufränkisch. Im Weingarten wird auf
Dichtpflanzung gesetzt. Es wird naturnaher Weinbau mit restriktiver
Düngung praktiziert. Der zu den größten Deutschlands zählende Keller hat ein Fassungsvermögen von zwei Millionen Litern Wein und beinhaltet über 200 ovale Eichenholz-Fässer mit 700.000 Liter Fassungsvermögen. In diesen werden die besten Qualitäten von Riesling, Silvaner und Burgundersorten vergoren und mit anschließendem Hefelager ausgebaut. Die Rotweinsorten reifen generell im Holzfass.
Danach werden sie durchweg in die berühmten
Bocksbeutel mit dem unverwechselbaren Bürgerspital-Schulterwappen abgefüllt (das Bürgerspital gilt als „Geburtshaus“ dieser speziellen Flaschenform). Im Keller des Bürgerspitals lagern Weine aus vier Jahrhunderten, der älteste ist ein Würzburger
Stein aus dem Jahre 1540. So eine Flasche wurde im Jahre 1961 (also im Alter von 421 Jahren) vom Weinautoren Hugh
Johnson verkostet und „als noch lebendig“ befunden. Ein Wein aus dieser Lage zählte zu den
Lieblingsweinen von Johann Wolfgang von
Goethe (1749-1832). Ein weiterer Liebhaber der Stein-Weine war auch der Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890-1935). Die Jahresproduktion beträgt rund 850.000 Flaschen. Das Weingut ist Gründungsmitglied im
VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter) sowie bei der Vereinigung Europäischer Stiftungsweingüter.