aktuell 171.774 Weine und 25.219 Produzenten, davon 3.458 klassifizierte Produzenten.
Weltberühmtes Weingut mit Hauptsitz im gleichnamigen Schloss am berühmten Johannisberg im Rheingau. Am Johannisberg ließ angeblich bereits Karl der Große (742-814) erstmals einen Weinberg anlegen. Zwischen 1096 und 1100 erbauten Benediktiner-Mönche aus Mainz auf dem Plateau des Bischofsbergs oberhalb des Ortes Johannisberg ein Kloster und betrieben auch Weinbau. Der Betrieb zählt damit zu den ältesten Weingütern in Deutschland. Die Basilika „Johannes der Täufer“ wurde im Jahre 1130 eingeweiht und gab dem Kloster und der Gemeinde den Namen.
Der Fürstabt von Fulda Konstantin von Buttlar (1679-1726) kaufte im Jahre 1716 dem Mainzer Kurfürstbischof Lothar Franz von Schönborn (1655-1729) die Reste für 75.392 Gulden (heute € 1,85 Mio) ab, ließ das Gebäude abreißen und dort ein dreiflügeliges, barockes Schlossgebäude als Sommerresidenz errichten. Die symmetrische Fassade des Hauptgebäudes ist von klaren Linien geprägt und wird vom zentralen Uhrturm beherrscht. Das Schloss ist von Gärten und Weinbergen umgeben. Ein riesiger, 250 Meter langer Keller wurde im Jahre 1721 an den alten Keller angebaut.
Die Weingärten waren damals üblicherweise im Mischsatz bestockt, unter anderem mit historischen Sorten Elbling und Orléans. 1720 ließ der Fürstabt am Südhang zum Rhein den gemischten Satz herausreißen und mit Riesling bestocken. Dies trug zur Verbreitung der auch als „Johannisberg Riesling“ bezeichneten Sorte bei. Stecklinge vom Johannisberg waren in allen Kontinenten begehrt, und so manche Rebe in Australien, Südafrika und den USA stammt von hier ab. Während der Napoleonischen Kriege wurde der Rheingau durch die Franzosen besetzt und 1803 das Schloss plus Weinberge säkularisiert. Kaiser Napoleon (1769-1821) schenkte das Gut seinem Marschall François-Étienne-Christophe Kellermann (1735-1820), dem Herzog von Valmy. Dieser verkaufte die gesamte Ernte des berühmten Jahrgangs 1811 an Gottlieb Mumm (1782-1852), wodurch sich das heutige Weingut G.H. von Mumm begründete.
Der Dichter Heinrich Heine (1797-1856) schrieb enthusiastisch über den Johannisberg: „Mon Dieu, wenn ich doch so viel Glauben in mir hätte, dass ich Berge versetzen könnte, der Johannisberg wäre just derjenige Berg, den ich mir überall nachkommen ließe“. Weitere berühmte Liebhaber des Johannisberger Weines waren Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), dem man zu seinem 66. Geburtstag einen Riesling Johannisberg Cabinet Jahrgang 1748 kredenzte, der Autor des Romans „Lederstrumpf“ James Fenimore Cooper (1789-1851), der deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) und der Komponist Ludwig van Beethoven (1770-1827). Goethe besuchte 1814 das Schloss Johannisberg und schrieb: „Der Johannisberg thront über alles. Die Magnaten haben unter sich keinen Rangstreit. Hochheimer, Johannisberger und Rüdesheimer lassen einander gelten, nur unter den Göttern niederen Ranges herrscht Eifersucht und Neid“.
In einem Brief schrieb Thomas Jefferson (1743-1826), der spätere US-Präsident und damals US-Botschafter in Frankreich, nach einer Rheinreise im Jahre 1788: „Unterbrecht Eure Reise in Rüdesheim und am Kloster Johannisberg, um dort die Weinberge und Weine zu prüfen, letzterer ist der beste, der am Rhein hergestellt wird, er ist unvergleichlich und kostet etwa so viel wie der älteste Hochheimer. Der Jahrgang 1775 ist der beste“. Im selben Jahr ereignete sich auf dem Johannisberg die berühmte Geschichte vom Spätlesereiter mit der „Erfindung“ der Spätlese, wovon eine Skulptur im Schlosshof bekundet. Ab 1788 wurden alle Jahrgänge auf Flaschen gezogen und genaue Abfülllisten mit Herkunft, Flaschenpreis und Füllmenge erstellt. Die Mönche begannen vermehrt selektiv zu lesen und systematisch Spätlesen und Auslesen zu erzeugen. Im Jahre 1858 wurde hier dokumentarisch belegt einer der ersten Eisweine gekeltert.
Das Bild links zeigt den berühmten Spätlesereiter. Das Bild rechts ein Fass mit Inschrift im historischen Weinkeller Johannisberg: Wer diesen Keller will besehen, soll ehrbarlich durch solchen gehen. Wein und Fass sind Küfers Kinder, das Schrei´n und Klopfen stört sie sehr. Für sie ist Ruhe viel gesünder. Beachtet, bitte, diese Lehr!
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und der Niederlage Napoleons stand der Besitz bis 1815 unter gemeinsamer Verwaltung von Österreich, Preußen und Russland. Bei den Verhandlungen beim Wiener Kongress (1814-1815) kam Das Weingut in Besitz des österreichischen Kaisers Franz I. (1768-1835), der es dem Fürsten Klemens Wenzel Lothar Graf Metternich-Winneburg (1773-1859) für seine Verdienste um den europäischen Frieden unter der Auflage schenkte, dass der Familie Habsburg oder deren Rechtsnachfolger jährlich ein Zehent vom Ertrag zu entrichten sei. Rechtlich wäre der Nutznießer auch heute noch das Haus Habsburg, vermutlich wird das aber von den Nachkommen nicht beansprucht.
Im Jahre 1942 wurde das Schloss bombardiert und fast vollständig zerstört. Der Urenkel des Kanzlers Paul Alfons Metternich baute es bis 1965 wieder im alten Glanz auf. Inhaber ist die „Fürst von Metternich-Winneburg’sche Domäne Schloss Johannisberg GbR“. Verwalter ist Christian Witte und als Kellermeister fungiert Gerd Ritter (die übrigens auch für das in Nachbarschaft liegende Weingut G.H. von Mumm verantwortlich sind). Ende 2001 wurde auf Schloss Johannisberg das 900-jährige Bestehen des Weingutes mit zahlreicher Prominenz gefeiert.
Die Weinberge umfassen 35 Hektar Rebfläche in der im Monopolbesitz des Weingutes befindlichen Einzellage Schloss Johannisberg, die sich unterhalb des Schlosses in einer Seehöhe von 114 bis 182 Meter mit 10 bis 45% Hangneigung erstreckt. Schloss Johannisberg ist administrativ ein eigener Ortsteil der Gemeinde Geisenheim, was mit dem Weingesetz 1971 das Recht verleiht, den Lagennamen ohne Ortsbezeichnung auf dem Flaschen-Etikett zu führen. Die Böden bestehen aus steinigem Löss und Lehm mit Taunusquarz im Untergrund. Genau durch diesen Weinberg verläuft als geographische Besonderheit der 50. Breitengrad, der ja gemeinhin als nördliche Grenze für den kommerziellen Weinbau gilt. Das ausgezeichnete Mikroklima erlaubt es jedoch, dass hier auch Feigen, Mandeln und Zitronen reifen.
Die Erntemengen Schloss Johannisberg sind seit 1700 lückenlos dokumentiert. Die Sammlung der „Bibliotheca subterranea“ genannten Weinschatzkammer reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, die älteste Flasche stammt aus 1748.
Nach einer Ganztraubenpressung werden die Weine langsam und kühl vergoren. Die Qualitätsstufen werden durch Farben gekennzeichnet. Das ist gelb für Qualitätsweine, sowie rot für Kabinett, grün für Spätlese, rosa für Auslese, rosa-gold für Beerenauslese, gold für Trockenbeerenauslese und blau für Eiswein. Als Jahrhundertwein wird der Eiswein 1996 bezeichnet, der am 26. Dezember frühmorgens bei klirrender Kälte gelesen wurde und 180 °Oechsle Mostgewicht und 18,9 Promille Säure aufwies. Eine Trockenbeerensauslese des Jahrganges 2020 wurde bei einer Auktion des VDP um € 18.000 versteigert. Jährlich werden rund 260.000 Flaschen Wein produziert. Schloss Johannisberg ist der Ursprung der Sektmarke „Fürst von Metternich“, siehe dazu die Historie unter dem Stichwort Söhnlein.
Luftaufnahme: von Fritz Geller-Grimm - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, Link
Schloss Johannisberg - von DXR - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, Link
Spätlesereiter: von Gabriele Delhey - Bearbeitung von Bild:Spätlesekurier.JPG, CC BY-SA 3.0, Link
Fassinschrift: von Renate007 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link
Weinbibliothek: von Renate007 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Lin