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Tokaj-Hegyalja

Tokaj-Hegyalja - Beschreibung

Der wohl bekannteste und berühmteste Wein Ungarns ist nach der Stadt Tokaj im Nordosten nahe der Grenze zur Slowakei und der Ukraine benannt. Das Wort „Tokaj“ ist hunnisch-türkischen Ursprungs und bedeutet „Wald am Fluss“. Es wurde erstmals Ende des 11. Jahrhundert in einer Chronik erwähnt, wo der Übergang eines kumanischen Heeres über den Fluss Theiß bei „Thocoyd“ beschrieben wird. Ungarischen Weinbau größeren Umfangs begründete König Béla IV. (1235-1270), den ersten Aufschwung im Tokajer-Gebiet gab es im 13. und 14. Jahrhundert. Wann der erste Tokajer Aszú produziert wurde, ist unklar, aber er zählt sicher zu den ersten Weinen, die aus botrytisierten edelsüßen Beeren gewonnen wurden. Das Tokajer-Gebiet wurde im Jahre 2002 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. 

Tokajer - Gemälde 16. Jahrhundert

Das Bild zeigt die Weinberge von Tokaj in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die als Burg von Rákóczi genannte Festungsanlage wurde 1705 auf Anordnung von Franz II. Rákóczi (1676-1735) abgerissen.

Historie des Tokajer

Zur „Erfindung“ des Tokajers existieren zahlreiche Legenden. Angeblich wurde schon im Jahre 1562 beim Konzil von Trient Papst Pius IV. (1499-1565) ein Tokaji Aszú überreicht, worauf er bemerkte: „Summum pontificem talia vina decent!“ („Solcher Wein gehört auf den päpstlichen Tisch“). Die erste dokumentarische Erwähnung erfolgte in einer Schrift aus dem Inventar der Garay Familie mit dem Datum 15. Mai 1571. Bereits im Jahre 1590 taucht der Begriff „Vinum passum-aszu szeőleő bor” (Wein aus Aszúbeeren) im posthum erschienenen Werk „Nomenclatura“ von Balázs Szikszay Babricius (+1576) auf. Und im Jahre 1635 werden auf einer Liste des Rákóczi-Kellers „7 Fass (das Göncer Fass war die Standardgröße) und 2 Àntalag (= kleines Fass) Aszúszőlő-Bor“ (= Aszútrauben-Wein) erwähnt. Zu den Gütern des Fürsten György Rákóczi I. (1600-1660) gehörte unter anderem auch das Tokajergebiet Tokaj-Hegyalja.

Geburtsstunde 1651

Als um das Jahr 1631 wieder einmal einer der zahlreichen türkischen Überfälle drohte, beschloss der zuständige Hofprediger Máté Szepsi-Laczkó (1576-1633) mit der Weinlese zu warten, bis die Gefahr gebannt sei. Während des langen und sonnigen Herbstes begannen die Beeren zu schrumpfen und die Edelfäule setzte ein. Die Winzer wurden angewiesen, bei der Lese die Trauben des Weinberges Oremus gesondert abzupressen.

Zu Ostern des Jahres 1651 wurde dann der erste „Tokajer Ausbruch“ (Trockenbeerenauslese) der Fürstin Zsuzsanna Lorántffy kredenzt. Die Ungarn ehren deshalb Szepsi-Laczkó heute noch als „Aszú-Erfinder“. Aus dem Jahre 1707 stammt eine nationale Bewertung für die ungarischen Weinregionen. Die Gebiete wurden darin in fünf Kategorien bzw. Qualitätsklassen unterteilt. Nur das Gebiet Tokaj-Hegyalja wurde als erstklassig klassifiziert. Zu diesem Zeitpunkt begann die große Bedeutung des Bereiches als wertvolles Handelsprodukt bewusst zu werden.

Berühmte Liebhaber

Ab dem 17. Jahrhundert spielte der Tokajer eine wichtige Rolle an vielen Herrscherhöfen. Liebhaber waren z. B. Franz-Joseph I., Maria Theresia, Friedrich der Große, Victoria I. und Wilhelm II. Viele berühmte Schriftsteller und Komponisten erwähnten den Tokajer in ihren Werken; u. a. Ludwig van Beethoven, Johann W. von Goethe (Faust), Heinrich Heine (Buch der Lieder), Friedrich von Schiller (Wallenstein), Franz Schubert, Bram Stoker (Dracula), Johann Strauß Sohn (Fledermaus), Theodor Körner (Weinlied), Nikolaus Lenau (Mischka an der Theiß) und Voltaire (Gottesbeweis).

1733 wurde vom russischen Zarenhof in Tokaj eine eigene Weinkaufs-Kommission eingerichtet. Die Zarin Elisabeth Petrowna Romanowa (1709-1762) orderte am 8. November 1745 per Schreiben eine Lieferung von 375 Fässern und bemerkte: „Und wenn auch nur eine Möglichkeit besteht, schicken Sie mit Boten wenigstens drei Antal (Fässer von ca. 75 Liter), die ich hier nirgends besorgen kann, wo ich doch ohne den Wein nicht sein kann, wie auch Sie wissen“.

Vinum Regum - Rex Vinorum

Unter Katharina der Großen (1729-1796) wurden durch eine Kosakenabteilung die Lieferungen zu ihrem Wohnsitz in St. Petersburg eskortiert. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. (1638-1715) verlieh ihm den Titel „Vinum Regum - Rex Vinorum“, auf deutsch „Wein der Könige - König der Weine“. Der Tokajer wurde auch als diplomatische Waffe eingesetzt. Als die Türken 1686 aus Budapest vertrieben wurden, wollte Fürst Ferenc Rákóczi II. (1676-1735) das nun befreite Ungarn als eigenständiges Königreich etablieren. Um sich mit Ludwig XIV. zu verbünden, sendete er diesem einen edlen Tokajer. Auch Kaiser Franz-Joseph I. (1830-1916) benutzte den Wein zu diplomatischen Zwecken, er begrüßte die englische Königin Victoria (1819-1901) jedes Jahr zu deren Geburtstag mit einer Sendung Aszú.

Blütezeit

Die Blütezeit des Tokajer Weinhandels war in der Glanzzeit der Herrscher-Familien Rákóczi und Bercsényi im 17. und 18. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden die meisten der unzähligen Weinkeller (allein in Tokaj 185) in die dafür hervorragend geeigneten Lößböden gegraben, wofür es den Berufsstand des Kellergräbers gab. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfolgte ein Rückgang durch kriegerische Ereignisse, wodurch die Weinberge unbearbeitet blieben oder vernichtet wurden, sowie durch wirtschaftlich verordnete Maßnahmen, besonders in der Regierungszeit von Maria Theresia (1717-1780). Es wurde nur soviel Ausfuhr an Tokajer Weinen gestattete, als an österreichischen Weinen eingeführt wurde. Im Jahre 1745 sendete die Herrscherin der russischen Zarin Elisabeth (1709-1762) 600 Flaschen davon. Auch Papst Benedikt XIV. (1675-1758) erhielt eine Sendung und dieser bedankte sich mit einem außergewöhnlichen Zitat.

Fälschungen

Im 19. Jahrhundert gab es Weinverfälschungen in großem Umfang, was zum schlechten Ruf des Tokajers beitrug. Es gab sogar detaillierte Rezepte, zum Beispiel stand in einem Werk aus 1875: Man nehme 100 l Normalwein; 15 l Rosinen-Essenz; 0,5 l Bittermandel-Essenz; 0,1 l Holunderblüten-Essenz; 4 kg Zucker; 0,5 kg Karamel; 4 kg Glitzerin und 6 l 80-prozentigen Weingeist. Bei einem Weinhändler in Wien-Döbling konnte solcher Wein zum Spottpreis waggonweise bestellt werden. Während der kommunistischen Regierungsperiode nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen totalen Niedergang der Tokajer-Kultur. Fast alle größeren Weingüter wurden verstaatlicht. Der Tokajer wurde billig und als Massenwein erzeugt. Ab Anfang der 1990er-Jahre gab es einen Neubeginn und der Tokajer erlebte eine Wiedergeburt.

Tokajer-Gebiet

Die definierten Grenzen für das Recht der Herkunftsbezeichnung in Ungarn haben sich im Verlaufe der Jahrhunderte einige Male geändert. Die älteste dokumentarisch belegte Abgrenzung stammt aus dem Jahre 1641, damals zählten 12 Gemeinden zum engeren Tokajer-Gebiet. Die heutige Weinbauregion Tokaj wurde durch das ungarische Weingesetz im Jahre 1997 bestimmt und auch im Vertrag von Lissabon eingetragen. Das einem Dreieck ähnliche Gebiet mit etwa 60 Kilometer Länge und etwa 30 Kilometer Breite liegt im Nordosten Ungarns an der Grenze zur Slowakei und zur Ukraine und umfasst die vier Städte Sárospatak, Sátoraljaújhely, Szerencs und Tokaj, sowie 23 kleinere Gemeinden.

Slowakei

Es gibt aber auch einen tokajerähnlichen Wein außerhalb von Ungarn. Ein Gebiet in der Slowakei, das direkt an den ungarischen Bereich Tokaj-Hegyalja angrenzt, hat einen Sonderstatus. Hier wird in den Gemeinden Kistoronya, Szõlõske und dem slowakischen Teil der Gemeinde Sátoraljaújhely ein Wein nach Tokajer-Art erzeugt. Die Slowakei berief sich dabei auf das Weingesetz aus 1908, als dieser Bereich noch zu Ungarn gehörte. Nach jahrelangen Streitigkeiten einigten sich 2003 die beiden Länder, dass die innerhalb des 565 Hektar großen Gebietes erzeugten Weine die slowakische Herkunfts-Bezeichnung „Tokajský“ tragen dürfen. Eine Ausweitung auf knapp 1.000 Hektar ist geplant.

Tokajer - Weinberge Tokaji-Hegyalja und Weinkeller bei Abaújszántó

Das Bild links zeigt Weinberge in Tokaji-Hegyalja; das Bild rechts einige der vielen Weinkeller bei Abaújszánttó.

Ungarn

Die namensgebende Stadt Tokaj liegt am Zusammenfluss von Tisza und Bodrog nahe des Kopaszhegy (Kahlberg mit 512 m). Das Gebiet wird von den drei Flüssen Hernád, Bodrog und Tisza (Theiß) begrenzt. Diese beeinflussen das feuchte Klima, das die Botrytis (ung. nemespenész) fördert. Auf einen kühlen und trockenen Frühling folgt ein heißer Sommer und dann ein anfangs nasser, später trockener und lange sonniger Herbst. Die Weinberge umfassen rund 5.700 Hektar. Nur die Weine aus den Sorten Furmint (60%), Hárslevelű (25%), Muscat Lunel/Sárga Muskotály (Muscat Blanc), Kabar, Kövérszőlő (Grasă de Cotnari) und Zéta dürfen „Tokaji“ im Etikett führen. Weine aus anderen Sorten wie Chardonnay dürfen lediglich die geographische Angabe, „Zempléni g.g.A.“ (Landwein) tragen. Die besten Einzellagen findet man vor allem in den Gemeinden Bodrogkeresztúr, Mád, Rátka, Tarcal, Tállya, Tokaj und Tolcsva.

Weinbauordnung

Die erste, überlieferte Weinbauordnung stammt aus dem Jahre 1641, wo in der Gemeinde Mád eine aus 48 Punkten bestehende Verordnung existierte. Unter Fürst Ferenc Rákóczi II. (1676-1735) wurde im Jahre 1700 eine ausführliche Weinbauordnung herausgegeben. Damals war die Aszú-Herstellung wahrscheinlich einfacher als heute. In einer Schrift aus dem Jahre 1758 heisst es: „Nachdem die ausgetretenen Aszú-Beeren mit Most aufgegossen wurden, rührt man sie gut zusammen und deckt den Bottich nicht zu fest zu. Nach drei bis vier Tagen Gärung, wenn sich der süße Saft der Beeren in dem Most aufgelöst hat, wird die Masse von Hand ausgepresst und der Wein gären gelassen.“

Maßregeln 1904

Im Jahre 1904 wurden die „außergewöhnlichen Maßregeln für das Tokajer Weingebiet“ publiziert, in der eine geographische Abgrenzung mit insgesamt 33 Ortschaften, die zwingende Vorgabe für die Verwendung von Eichenfässern sowie das absolute Verbot der Vermischung von Tokajer Weinen mit Weinen aus anderen Gebieten enthalten war. Weiters durften nur solche Weine als Tokajer bezeichnet werden, deren Reben aus „bergigen Rebflächen“ (also aus Hanglage) stammten. Das Weingesetz aus dem Jahre 1997 deklariert Tokaj-Hegyalja als einziges „geschlossenes“ Weinbaugebiet Ungarns. Dies bedeutet innerhalb dieses Gebietes einen besonderen Schutz und spezielle Vorgaben bezüglich Weinbereitung, Behandlung und Vertrieb des Tokajers.

Unter der Bezeichnung Tokajer, Tokayer oder ähnlich wurden auf der ganzen Welt Rebsorten angebaut und Weine produziert. Im italienischen Friaul-Julisch-Venetien gab es die Sorte Tocai Friulano (Sauvignonasse) und im französischen Elsass einen Tokay d’Alsace als Namen für Pinot Gris. In Übersee wurden schon immer nicht nur Tokajer, sondern auch andere Weinbaugebiete wie Bordeaux missbräuchlich verwendet. All diese Bezeichnungen mussten nach Entscheidung der EU bzw. auch auf Grund internationaler Abkommen ab dem Jahre 2007 geändert. Der herkunftsgeschützte Name Tokajer darf ausschließlich für das ungarische und das slowakische Original verwendet werden.

Tokajer - terrassierte Weinberge

Das Bild zeigte terrassierte Weinberge in der Nähe von Tokaj an der Theiß im Nordosten Ungarns im Komitat Borsod-Abaúj-Zemplé. Die Stadt Tokaji ist Zentrum des ungarischen Teils des Tokajer Weingebietes.

Die Tokajer-Weintypen & Herstellung

Im Jahre 2017 wurde eine überarbeitete Produktspezifikation gültig (wobei weitere Änderungen zu erwarten sind). Keiner der Weine darf außerhalb des Weinbaugebietes abgefüllt werden. Der Zusatz von Traubenmost zwecks Süßung ist verboten. Für die Tokajer Spezialitäten Aszú, Eszencia, Szamorodni, Fordítás und Máslás sind Alkoholerhöhung und Säureveränderungen (Entsäuerung oder Säuerung) verboten. Neben Sekt dürfen folgende Weintypen erzeugt werden:

  • Aszú
  • Aszú-Eszencia (wurde 2013 eliminiert)
  • Eszencia
  • Szamorodni (trocken und süß)
  • Fordítás
  • Máslás
  • Késői Szűret (Spätlese)
  • Weißwein

Aszú (ung. Tokaji Aszú, slow. Tokajský Výber)

Der Aszú oder Tokaji Aszú ist der klassische Tokajerwein. Dafür werden überreife, von Botrytis befallenen Beeren verwendet, die händisch einzeln ausgelesen werden. Der Begriff leitet sich von aszalt (gedörrt oder getrocknet) ab. Im Prinzip entspricht Aszú einer Trockenbeerenauslese. Nach traditioneller Methode werden die Beeren in Puttonyos (Butten) zu 25 kg gesammelt. Die Trauben werden mittels Korbpresse zu einem teigartigen Brei gepresst (selten auch heute noch mit den Füßen), wobei die Traubenkerne (die viel Gerbstoffe enthalten) nicht zerquetscht werden dürfen. 

Parallel dazu wird aus nicht botrytisierten Trauben ein Most gewonnen, der unvergoren, in Gärung befindlich oder als vergorener Grundwein dem Teig hinzugefügt wird. Die oben schwimmenden Traubenkerne werden entfernt. Das Gemisch wird 18 bis 48 Stunden unter Umrühren einer Mazeration ausgesetzt und dabei der Zucker aus den Trauben ausgelöst. Nach dem Pressen beginnt die Gärung. Der ausgepresste Teig wird für Fordítás (Tresterwein) verwendet.

Tokajer - Fasskeller

Herstellung des Aszú 

Früher war das übliche Maß für den Grundwein bzw. Traubenmost ein Göncer Fass (136 bis 145 l) oder Szerednyeer Fass (200 bis 220 l). Je höher die Puttonyos/Buttenanzahl, desto süßer und konzentrierter wurde der Wein. Die vorgeschriebene Reifezeit war „Puttonyos-Anzahl plus 2“, für einen 6er-Puttonyos war dies also 8 Jahre. In alten Zeiten wurden ein- bis fünf-buttige Tokajer Aszú produziert, später reduzierte man auf zwei- bis fünf-buttige. Um 1790 wurde der sechs-buttige Aszú kreiert und dafür der zwei-buttige weggelassen, weil gute Szamorodnis von der Qualität her diesem sehr nahekamen. Die zwei-buttigen wurden noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts produziert. Ab 1997 gab es nur mehr drei- bis sechs-buttige mit einem Restzucker von zumindest 60, 90, 120 und 150 g/l. 

Ab Jahrgang 2013 gab es grundlegende Änderungen. Die Bezeichnung „Tokaji Aszú“ ist nur mehr für 5 oder 6 Puttonyos zulässig. Der Grundwein muss aus demselben Jahrgang stammen wie die Aszúbeeren, die Weine sind damit zu 100% jahrgangsecht. Es sind keine Wein- bzw. Mostmengen mehr vorgeschrieben (wie eben früher das Göncer Fass). Statt Wein (ergibt mehr Körper und Alkohol) darf aber auch Traubenmost oder bereits in Gärung befindlicher Traubenmost (ergibt mehr Fruchtigkeit und Aromatik) verwendet werden, das ist per Winzer recht unterschiedlich.

Der Wein muss zumindest 18 Monate im traditionellen großen Holzfass oder Barriques reifen und darf nicht vor dem 2. Jahr nach der Lese vermarktet werden. Durch diese lange Lagerzeit in den luftdurchlässigen Holzfässern sind die meisten Weine als leicht oxidativ ausgebaut zu bezeichnen. Die vorgegebenen Werte für einen Tokajer Aszú:

  • zumindest 19% potentieller Alkoholgehalt
  • zumindest 120 g/l für 5 Puttonyos bzw. 150 g/l für 6 Puttonyos Restzucker
  • zumindest 9% tatsächlicher Alkoholgehalt (am Etikett angeführt)
  • zumindest 6 g/l Gesamt-Säuren
  • maximal 2,1 g/l flüchtige Säure

Die früheren Varianten „Tokaji Aszú 3 Puttonyos“ und „Tokaji Aszú 4 Puttonyos“ dürfen nicht mehr als „Aszú“ oder „Tokaji Aszú“ bezeichnet werden. Ein Wein mit zumindest 45 g/l Restzucker kann als Késői Szüret (Spätlese) oder als Szamordni édes (süß) bezeichnet werden. Am Flaschenetikett kann für alle die Puttonyos-Anzahl angeführt werden.

botrytisierte Weintraube und Eszencia-Flasche

Eszencia

Der ohne vorheriges Pressung nur durch das Eigengewicht gewonnene Vorlaufmost wird langsam vergoren. Diese auch als Nektar bezeichnete Spezialität wurde erstmals im Jahre 1707 erwähnt. Im 19. Jahrhundert wurde er in der deutschsprachigen Literatur als „Tokayer Ausbruch Essenz“ bezeichnet. Früher wurde die Eszencia gar nicht als Wein betrachtet, sondern eher als Arznei. Zumeist gab man die Eszencia dem Aszú auch „wieder zurück“ (machte man dies nicht, sprach man von einem „kastrierten Aszú“). Dies wird auch heute von den meisten Weingütern so praktiziert. 

Obwohl die Gärung für den Eszencia oft mehrere Jahre andauert, wird kaum der von der EU verlangte Mindestalkoholgehalt von 5% erreicht. Ungarn hat für diese Spezialität allerdings eine Ausnahmeregelung erwirkt. Der tatsächliche Alkoholgehalt ist zumeist sehr niedrig und liegt zwischen 1% bis 8% vol. Die Weine müssen zumindest 27,75% potentiellen Alkoholgehalt und zumindest 450 g/l Restzucker aufweisen. Der dunkelfarbige Wein besitzt eine honigartige Konsistenz. Diese kostbare Rarität wird oft nur glasweise in den Weingütern ausgeschenkt.

Aszú-Eszencia

Diese Qualitätsstufe wurde erst im 20. Jahrhundert geschaffen. Man wollte damit zwischen dem 6-buttigen Aszú und Eszencia eine zusätzliche Stufe einbauen. Im Weingesetz von 1977 wird er als „herausragender Aszúwein aus erstklassiger Lage und ausgezeichnetem Jahrgang“ definiert. Es galten zumindest die gleichen Bedingungen wie bei Aszú. Die botrytisierten Beeren mussten zumindest 180 g/l Zuckergehalt aufweisen. Der Name führte aber oft zur Verwechslung mit Escenzia. Die Variante wurde deshalb ab Jahrgang 2013 eliminiert.

Szamorodni

Der erstmals 1828 erwähnte Name „Szamorodni“ bedeutet „wie gewachsen“. Es erfolgt keine wie beim Aszú übliche Selektion der bestgeeigneten Beeren, sondern es werden die gesamten Trauben gelesen und verarbeitet. Polnische Händler hatten den damals als „Főbor“ (dt. Hauptwein) bezeichneten Wein schätzten gelernt und verbreiteten bei der Vermarktung die neue Bezeichnung. Es sollte allerdings ein Teil von edelfaulen Beeren dabei sein, wovon die Qualität und Süße abhängig ist. Die Weine können deshalb trocken (száraz) oder süß (édes) ausgebaut werden. Sie müssen zumindest 6 Monate im Holzfass reifen. Von einzelnen Produzenten werden sie oxidativ ausgebaut.

Fordítás

Das bedeutet auf deutsch „Wendung“. Der ausgepresste Aszúteig wird nämlich „gewendet“ (umgerührt) und dann mit Traubenmost, gärendem Traubenmost oder noch in Gärung befindlichen Wein aus demselben Jahrgang aufgegossen und fertig vergoren. Es handelt sich um einen Tresterwein. Der Wein muss für 6 Monate im Holzfass reifen.  

Máslás

Dieser Wein ist seit Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt. Die wie beim Szamorodni polnisch beeinflusste Namensgebung leitet sich von „Mászló“ (Butter) ab, weil der Wein einen buttrigen Geschmack besitzt. Es handelt sich um einen Hefepresswein. Das Geläger (Vollhefe, Trub) vom Aszúwein oder Szamorodni wird mit Most, gärendem Most oder gärendem Wein aus demselben Jahrgang aufgegossen. Der Wein muss 6 Monate im Holzfass reifen.   

Tokajer - 4 Flaschen und Wappen von Tokaj

Tokajer-Produzenten

Bekannte Produzenten des Tokajer sind unter anderem Árvay, Balassa, Barta, Béres, Bodrog-Várhegy, Carpinus, Demeter Zoltán, Dereszla, Disznókő, Dobogó, Erzsébet, Füleky, Gizella, Grand Tokaj, Gróf Degenfeld, Hétszőlő, Höldvölgy, Juliet Victor, Kikelet, Kardos, Lenkey, Mád Wine, Megyer, Pajzos, Pelle, Pendits, Samuel Tinon, Kikelet, Tokaj Nobilis und Zsirai. Die im Jahre 1995 gegründete Vereinigung „Tokaj Renaissance“ widmet sich der Pflege und Kultur des Weines.

Ode an den Tokajer

Auf dem Etikett eines dieser Produzenten steht ein Spruch, der die Faszination dieses Weines treffend beschreibt: Aki e üvegböliszik annak kivantatik, hogy a Borok Kiralyanak aranyfenye emlekeztesse a hegyaljai tajra, ahol immar ezredik eve ragyog a szölöt ökere a Nap! Kivantatik, hogy a Kiralyok Boranak, legendas gyogyhatasa kedves egeszsegere valjek).

Wer aus dieser Flasche trinkt, dem sei gewünscht, dass ihn der goldene Glanz des Königs der Weine an die Landschaft Hegyalja erinnern möge, wo seit nunmehr tausend Jahren die Sonne auf die Reben strahlt. Möge sich die legendäre Heilwirkung des Weines der Könige auf seine Gesundheit übertragen“.  

weiterführende Informationen

Siehe bezüglich der Produktion von alkoholischen Getränken unter Champagner (Schaumweine), Destillation (Destillate), Spezialweine, Spirituosen (Typen), Weinbereitung (Weine und Weintypen) und Weingesetz (weinrechtliche Belange).

Quelle: Kristian Kielmayer 
Tokay-Gebiet: Von Georg Hoefnagel - Eigener Scan, Gemeinfrei, Link
Weinberge Tokaji-Hegyalja: von Unbekannt, CC BY-SA 2.5, Link
Weinkeller: Von Verita - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link 
Weinberg Terrassen: von MyName (Verita) - Eigene Arbeit, CC BY-SA 3.0, Link 
Fasskeller:  Tokaj Classic
Trauben: von CrazyD - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, Link 

Eszencia: von Eszencia.jpg, CC BY-SA 3.0, Link 
Tokaj Wappen: von Madboy74, Gemeinfrei, Link

In diesem Bereich finden Sie
aktuell 167.549 Weine und 25.100 Produzenten, davon 3.302 klassifizierte Produzenten.
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